Was Tierschutz kostet

 

Viele Tierfreunde können sich nicht annähernd vorstellen, wie viel Zeit man in ein Tierschutzprojekt investieren muss. Noch weniger Einsicht haben sie in die tatsächlichen Kosten, die monatlich anfallen. Man sieht und hört nur immer, was wieder erreicht wurde, weiß jedoch nicht, was alles dahinter steckt.

Auf einem Gnadenhof müssen die Tiere oft rund um die Uhr betreut werden. An freien Wochenenden, Urlaub oder Krankheit der ehrenamtlichen Helfer ist meist nicht zu denken. Sie müssen tagtäglich von morgens bis abends für die Tiere da sein. Es ist ein Fulltimejob, indem man seine persönlichen Wünsche und Bedürfnisse vielfach hinten anstellen muss. Er fordert Geduld, Nervenstärke, Einsatzbereitschaft, Improvisationstalent und Wissen. Wer Tiere betreut, muss mit Leidenschaft und Engagement dahinter stehen. Die Tiere sind vom Menschen abhängig, sie brauchen ihre Hilfe und Fürsorge und das jeden Tag.

Aufgrund der körperlichen oder seelischen Probleme der Schützlinge, die sich meist mit zunehmendem Alter noch verschlimmern, benötigen sie weitaus mehr Zuwendung, evtl. eine besondere Ernährung, Medikamente oder andere Hilfsmittel. Richtig teuer wird es, wenn Operationen erforderlich sind, die durchaus mehrere tausend Euro betragen können. Was gemacht werden muss, muss eben gemacht werden, um den "Sorgenfellchen" ein schönes Leben zu ermöglichen.

Zudem bleiben sie meist bis ans Lebensende in der Betreuung des Vereins, da sie nur schlecht oder gar nicht vermittelbar sind. Und eins sollte jedem klar sein, wir stehen auch in der Verantwortung und Pflicht Tiere zu erlösen, wenn das Leben nicht mehr lebenswert ist. Auch das ist Tierschutz! Doch selbst ihr letzter Gang ist nicht umsonst, denn auch eine Bestattung muss bezahlt werden.

Ein großer Anteil der Spenden wird in Nebenkosten, wie Wasser, Heizung und Strom investiert. Zusätzlich müssen die Tiere versichert sein und natürlich ihr Futter bekommen. Ein weiterer großer Posten sind die tierärztlichen Behandlungen. Viele Schützlinge müssen kastriert werden, benötigen dauerhaft Medikamente, müssen regelmäßig geimpft und entwurmt werden und auch Spot-On-Präparate oder Halsbänder gegen Flöhe und Zecken gehören zur Prophylaxe.

Dann stehen die Räumlichkeiten, wie Zwinger, Zimmer, Hundehütten und Stallungen auf der Liste, die instand gehalten und durchaus auch mal komplett saniert werden müssen. Nicht jeder Hund ist so diszipliniert, dass die Ausstattung der Domizile heile bleibt. Selbst Zäune müssen manchmal wieder geflickt oder ersetzt werden, weil sich die Tierchen daran zu schaffen gemacht haben. Da kommen Reparaturen zum tragen, die oft nur Handwerker verrichten können. Und was eine Handwerkerstunde kostet, dürfte nicht unbekannt sein.

Tagtäglich wird Desinfektions-, Reinigungs- und Waschmittel benötigt. Wäscheberge an schmutzigen Decken sind besonders in der Schlechtwetterzeit zu bewältigen. Da stehen Waschmaschine und Trockner nicht still. Auch halten diese bei der ständigen Beanspruchung in der Regel nicht sehr lange und müssen alle paar Jahre erneuert werden. Im Tierschutz werden viele Geräte benötigt, so wie z.B. Tiefkühlschrank für Frostfutter, ein Herd zum Kochen für spezielle Nahrung, der Rasenmäher um die Auslaufflächen zu mähen, Staubsauger für die Zimmerreinigung und viele mehr.

Das ist jedoch nur ein sehr kleiner Einblick in den großen Kostenapparat. Die Liste der tatsächlichen Kosten ist ellenlang und dabei sind die Anschaffungen noch gar berücksichtigt. Denn bevor man mit der Arbeit beginnen kann, muss das Tierschutzprojekt erst einmal auf die Füße gestellt werden. Haus und Grund müssen vorhanden sein, um überhaupt einen Gnadenhof betreiben zu können. Sämtliche Um- und Ausbauten, die Einrichtung der Domizile und die Sicherung der Anlagen verschlingen Unsummen. Die Unterhaltung sei bitte auch nicht zu unterschätzen. Das fängt bei der Miete oder dem Kauf an, geht über die Versicherungen und Steuern bis hin zu den laufenden Sanierungskosten.

Mit einer privaten Tierhaltung kann man ein solches Projekt bei weitem nicht vergleichen. Der Aufwand ist um ein Vielfaches höher und zudem müssen Rücklagen gebildet werden, denn irgendwann muss das eine oder andere erneuert werden. Zusätzlich werden Gelder benötigt, um die Tiere über Monate versorgen zu können. Nur durch eine langfristige und gut durchdachte Planung lässt sich Tierschutz dauerhaft und sinnvoll praktizieren. Und um das alles zu erreichen, benötigt der Verein viele Tierfreunde, die durch Spenden, Patenschaften oder mit einer Mitgliedschaft den Gnadenhof unterstützen.

Die durchschnittlichen reinen Kosten für die Unterbringung und Versorgung eines gesunden Hundes liegen aktuell bei etwa 180,- Euro pro Monat. Für eine Katze muss man ca. 120,- Euro im Monat einkalkulieren. Darin sind jedoch noch keine Kosten für die Grundausstattung enthalten, keine Fahrten zum Tierarzt oder zur Besorgung von Futtermittel oder sonstigen Verbrauchsmaterialien. Und das alles lässt sich auch nur so günstig kalkulieren, wenn man kein Personal beschäftigen muss und die Arbeiten ehrenamtlich verrichtet.